8. Juni 2018            
            
            
                
                
                
            
            
                Morgen und übermorgen sind unsere Konzerte mit Mahlers 3. Sinfonie. Die Spannung steigt, Nervosität, Lust, Spielfreude flirren durchs Orchester. Zeit, mal kurz an die wichtigsten Dinge für die Konzerte zu denken – als kleines Konzert-Wiki einer Kontrabassistin. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und in völlig willkürlicher Reihenfolge.
%{bold}A, das{bold}%: Das Stimmen vor dem Konzert ist das A und O, denn wenn die leeren Saiten nicht exakt stimmen, wird das auch mit der kosmisch schönen Intonation im 6. Satz nichts. Wir stimmen in der Regel vor dem Konzert mit Stimmgerät, beim Orchester-A durch die Konzertmeisterin machen wir nur einen Abgleich und stimmen ggfs. noch mal eine klitzekleines Bisschen nach.
%{bold}Schuhe, die{bold}%: Schwierige Entscheidung. Schwarz ist klar. Aber hoch oder flach? Hoch macht das Konzert zu etwas noch Besonderem als es ohnehin schon ist und wirkt elegant und professionell (hilft für die → mentale Stärke),flach ist praktisch und bequem, falls man während des Konzerts Halt am Boden braucht (z. B. durch körperliche Erscheinungen der → Nervosität). Die Bodenhaftung nicht zu verlieren, wenn man Mahlers Läufe, auf einem Kontrabasshocker sitzend spielt, ist enorm wichtig. Ich werde beide Optionen mitnehmen und bei der Generalprobe entscheiden.
%{bold}Kleid, das{bold}%: Einfache Entscheidung. Es darf fürs Spielen nicht zu eng, nicht zu kurz, nicht zu freizeitmäßig sein. Ich habe irgendwann ein gutes Konzertk. gefunden, das ist es jetzt bis es auseinanderfällt oder so ausgewaschen ist, dass es nicht mehr als schwarz durchgeht.
%{bold}Kolophonium, das{bold}%: Wir Kontrabassist*innen haben beim fliederfarbenen Döschen einen Konsens für das K. gefunden. Man trägt es auf den Bogenhaaren auf, um mehr Haftung auf der Saite zu bekommen. Aber Achtung: Bei heißen Temperaturen schmilzt K. und klebt die Haare so stark zusammen, dass der Bogen auf der Saite stehenbleibt. Gerade bei Mahlers langen Tönen und ppp-Stellen ein Super-GAU. Wir checken die Gegebenheiten bei der Probe und entscheiden, was zu tun ist.
%{bold}Wischtuch, das{bold}%: Enorm wichtig nach dem 1. Satz. Wir haben dann viel →Kolophonium abgespielt, die Reste haften auf den Saiten. Man wischt sie ab, damit man auch noch bei Satz 2 – 6 den Kontakt zur Saite hat, ohne Klebereste dazwischen.
%{bold}Brille, die{bold}%: Für die B. auf der Nase sind alle, die eine brauchen, selbst verantwortlich. Ich meine aber die B. in den → Noten. Auch wenige Tage vor dem Konzert ist es noch lohnend, sich an besonderen Stellen mit Verzögerungen, Generalpausen oder späten Einsätzen eine B. in die Noten zu zeichnen, will heißen: Blick zum Dirigenten!
%{bold}Noten, die{bold}%: Sollte man nicht vergessen, denn auch wenn jemand anders Ersatzn. dabeihat, man ist im Laufe der Probenzeit mit seinem Exemplar verwachsen, man kennt seine Eintragungen (z. B. → Brillen) und hat es so etwas leichter im Konzert. Die Versicherung der eigenen N. hilft auch gegen →Nervosität.
%{bold}Dämpfer, der{bold}%: Viele denken, der D. macht den Ton leiser. Stimmt, zumindest beim Kontrabass, aber nicht wirklich. Vielmehr klaut der D. durch die Beschwerung des Stegs, über den die Saiten laufen, Obertöne. Er verändert also den Gesamtklang der Stimmgruppe. Daher ist es wichtig, dass alle Spieler*innen an den D. denken.
%{bold}Bleistift, der{bold}%: Man würde meinen, dass der B., wenn die wirkliche Probenarbeit getan ist, keinen Zweck mehr hat. Aber es gibt ein oder zwei fiese Töne. Wenn man sich diese nach dem → A auf dem Griffbrett anzeichnet, ist man auf der sicheren Seite, wenn es soweit ist. Dieser Trick wird im Übrigen auch von Profis genutzt (kein Scherz)!
%{bold}Flyer, die{bold}%: Für letzte Chaos-Werbung gehören sie, gut sichtbar, in jede Basstasche.
%{bold}Lächeln, das{bold}%: Daran muss man immer denken, denn es ist einfach großartig, was wir hier tun. Hilft definitiv auch gegen →Nervosität, im Zweifelsfall einen falschen Ton einfach weglächeln! ☺
%{bold}Nervosität, die{bold}%: Sie bleibt nicht aus. Der → Bleistift hilft bei N. vor fiesen Tönen, die zuvor geübte → mentale Stärke vor den körperlichen Anzeichen (Zittern, feuchte Hände, Unruhe, hoher Puls).
%{bold}Beifall, der{bold}%: Enorm wichtig für uns als Gradmesser, wie es dem Publikum gefallen hat. Wir applaudieren aber auch für die Kolleg*innen aus den anderen Stimmgruppen, um die Einzel- und Gesamtleistung wertzuschätzen. Wichtig vor dem tosenden B. nach dem 6. Satz ist ein Moment der Stille.
%{bold}Mentale Stärke, die{bold}%: Kann man trainieren durch Üben, Achtsamkeit, Yoga und Atmung. Hilft bei →Nervosität.
%{bold}Power Nap, der{bold}%:  enorm wichtig zwischen Generalprobe und Konzert. Kann zur →mentalen Stärke beitragen und die →Nervosität verringern. Ich habe mein Bett immer dabei und freue mich schon aufs kleine Schläfchen im Backstagebereich.
Und jetzt: VIEL VERGNÜGEN!